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Promotion

Ehrenpromotionen

Folgende Wissenschaftler wurden von der Fakultät Kulturwissenschaften mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Djerassi, Carl, * 29.10.1923 Wien, † 30.01.2015 San Francisco, österreichisch-amerikanischer Chemiker und Schriftsteller. Der  in Wien geborene Wissenschaftler hat nach seiner Flucht im Jahr 1938 in den Vereinigten Staaten eine rasante wissenschaftliche Karriere gemacht. Carl Djerassi ist zwar vor allem als "Vater der Anti-Baby-Pille" bekannt, seit rund 20 Jahren konzentriert er sich aber in einer zweiten, ebenfalls höchst erfolgreichen Karriere auf seine literarische Tätigkeit. Sein wissenschaftliches Werk fand unter anderem durch 20 Ehrendoktorate internationale Anerkennung.

Der Dortmunder Ehrendoktortitel für Djerassi ist dennoch eine Besonderheit: Er ist der erste für sein literarisches Werk und sein erster von einer deutschsprachigen Universität. Djerassis literarisches Werk - sowohl Drama wie Prosa - befasst sich unter dem von Djerassi entwickelten Stichwort "Science-in-Fiction" mit der Welt der Wissenschaft als "Stammeskultur" und den Wissenschaftlern als Mitglieder dieser Kultur. Damit sprechen seine Werke, insbesondere was die Repräsentation von Wissenschaft und Wissenschaftlern bzw. die kulturelle Gebundenheit von Wissenschaft angeht, ein zentrales Moment hinsichtlich der Verbindung von Mensch und Technik an.

Der Dortmunder Fakultät Kulturwissenschaften und der Technischen Universität Dortmund ist Carl Djerassi seit Mitte der 90er Jahre verbunden. Er hat Dortmund mehrmals besucht, hier vorgetragen und auch in einzelnen Lehrveranstaltungen unterrichtet; daneben stand er den Studierenden auch in Videokonferenzen und in Chats zur Verfügung. Auch die erste Dissertation zu seinem literarischem Werk wurde von dem Dortmunder Amerikanisten Prof. Walter Grünzweig betreut. Am 23. April 2009 hat Carl Djerassi  die Ehrendoktorwürde der Fakultät Kulturwissenschaften der Technischen Universität Dortmund erhalten.

Freese, Peter, *10.03.1939 Heide/Holstein, † 13.08.2020, deutscher Amerikanist und Literaturwissenschaftler. Nach dem Staatsexamen in Englisch, Deutsch, Pädagogik und Philosophie 1970 Promotion in der Amerikanistik mit "summa cum laude" in Kiel. 1971 Berufung zur a.o. Professur der PH Kiel, 1973 zur Professur für Englische Literatur und Fachdidaktik an der PH Münster. 1979 - 2005 Professur für Amerikanistik an der Universität Paderborn. Lehre auch an englischen, amerikanischen und ungarischen Universitäten. Im Jahr 2000 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Lock Haven University of Pennsylvania und dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Der Ehrendoktor wurde 2004 verliehen.

Pleitgen, Fritz, * 1938 Duisburg. Fritz Pleitgen hat keine akademische Ausbildung genossen. Als Autodidakt hat er aber in seinen mehrere Jahrzehnte umfassenden journalistischen Berufsleben immer wieder die Nähe zu den Wissenschaften gesucht und ist mit ihnen Verbindungen eingegangen, aus denen in seiner Direktoren- und Intendantenzeit im WDR zukunftsweisende Impulse für die Rundfunkentwicklung ausgegangen sind.

Für die Ehrenpromotion wurden vor allem drei Wirkungsfelder von der Fakultät gewürdigt: die systematische Journalistenausbildung im WDR, zu der auch die Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Institut für Journalistik gehört; die Profilierung von Programmwellen nach den empirischen Erkenntnissen der Mediennutzungsforschung; die publizistische Integration von MigrantInnen durch den Aufbau von Funkhaus Europa, von Cosmo TV und seiner Tätigkeit im europäischen Civis-Preis. Der Ehrendoktor wurde 2006 verliehen. 

Bamberger, Richard, * 22.02.1911 Paudorf (Niederösterreich), † 12.11.2007 Wien, Fachmann für Jugendliteratur, Schriftsteller. 1938 Promotion  über Charles Dickens. Nach dem Kriegsdienst von 1939 bis 1945 war er tätig als Professor am Akademischen Gymnasium und am Piaristengymnasium in Wien. 1948 gründete Bamberger den "Österreichischen Buchklub der Jugend". Im selben Jahr erhielt der Wissenschaftler ein Fulbright-Stipendium für eine Amerikareise zum Studium des Verlags-, Bibliotheks- und Jugenbuchwesens.

Dieser Aufenthalt regte ihn an zur Herausgabe des ersten Jugendlexikons Die Welt von A bis Z (1952). Schon früh hat sich Richard Bamberger mit Lesemotivation und Lesekompetenzen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Der Österreicher vertiefte diese Forschungsrichtung, eingehend die kindlichen Lern- und Entwicklungsprozesse beim Lesen zu erkunden, und er koppelte sie mit Vorschlägen zur Gestaltung von Schulbüchern und deren Realisation. Diese Arbeiten führten1988 zur Gründung des Instituts für Schulbuchforschung in Wien.

Der Wissenschaftler arbeitete seit 1962 mit der UNESCO zusammen und war Gründungsmitglied des Internationalen Kuratoriums für das Jugendbuch (IBBY). 2003 hat ihm die Fakultät Kulturwissenschaften der Universität Dortmund die Ehrendoktorwürde verliehen. Mit der Verleihung des Doctor honoris causa der Philosophie würdigte die Fakultät den  Wissenschaftler aus Wien als Nestor der Lese(r)förderung in Österreich, der Schweiz und in Deutschland.

Hafenbrack, Hans, *1936, Journalist und Theologe. Hans Hafenbrack  arbeitete nach dem Theologiestudium zunächst in Württemberg als Gemeindepfarrer, bevor er in die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes in Frankfurt am Main eintrat, in der er von 1981 bis 1998 als Chefredakteur tätig war. Hafenbrack erforschte die Geschichte der Nachrichtenagentur und deckte dabei die Fälschung auf, der epd sei 1937 verboten worden. Tatsächlich stand er bis 1941 im Dienst der NS-Propaganda.

Diese Entdeckung hatte der epd im Jahr 2002 öffentlich gemacht. Im Juni 2004 war Hafenbracks großes Buch über die "Geschichte des Evangelischen Pressedienstes" erschienen. Die Studie, die auf Quellenfunden und Interviews mit Zeitzeugen beruht, umfasst 663 Seiten. Die Ehrenpromotion wurde Hans Hafenbrack 2005 beim Institutstag der Dortmunder Journalistik verliehen.  

Martin Ostwald, * 15.01.1922 Dortmund, † 10.04.2010 Swarthmore, Pennsylvania, deutsch-amerikanischer Altphilologe und Historiker. Die  humanistische Ausbildung am Dortmunder Stadtgymnasium - dem früheren Archigymnasium - endete für den Sohn eines jüdischen Anwalts in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, der „Reichskristallnacht“, in der er, sein jüngerer Bruder und sein Vater als Juden in das berüchtigte Gestapo-Gefängnis Steinwache gebracht wurden. Nur die Kinder konnten mit einem „Kindertransport“ über die Niederlande und England nach Kanada entkommen.

Nach dem Studium der Klassischen Philologie in Toronto promovierte Ostwald bei dem berühmten Gräcisten Kurt von Fritz an der Columbia University. Seine akademische Karriere begann er New York, dann wurden das Swarthmore College und die University of Pennsylvania zur akademischen Heimat von Martin Ostwald.

Mit der Verleihung 2001 des Doctor honoris causa der Philologie würdigte die Fakultät Kulturwissenschaften Martin Ostwalds geistiges und - im weitesten Sinn - auch politisches Wirken als international anerkannter Forscher und Lehrer der Alten Geschichte. Die Fakultät setzte damit gleichzeitig ein Zeichen für die Integration von Philologie und Geschichte.

Schaber, Will, * 01.05.1905 Heilbronn, †05.07.1996 Wien, Publizist. Die ersten Berufsjahre verbrachte  Will Schaber in seinem Geburtsort Heilbronn, in dem er als Feuilletonredakteur (Neckar-Echo) und Herausgeber einer Schriftenreihe (Tat und Wille) wirkte, bevor er Nachrichtenredakteur beim Sozialdemokratischen Pressedienst in Berlin wurde. 1933 wurde er als verantwortlicher Redakteur des Zentralorgans der SAP (Sozialistische Arbeiter-Zeitung) in Schutzhaft genommen.

Nach seiner Entlassung emigrierte er aus politischen Gründen in die Tschechoslowakei. In Brünn betätigte er sich als freier Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Korrespondenzen. Nach dem Tod seiner ersten Frau reiste er im Oktober 1938 mit einem Besuchervisum nach New York. 1941 bis 1962 war Will Schaber Leiter der Radio Monitoring-Abteilung der British Information Services (Informationsdienst der britischen Regierung in New York) und erhielt 1949 die US-Staatsbürgerschaft.

1985 bis 1996 war er in verschiedenen Funktionen bei der deutschsprachigen Emigrantenzeitung Der Aufbau journalistisch und schriftstellerisch tätig. Die Universität Dortmund verlieh ihm 1985 den Ehrendoktortitel. Er starb in New York. Außerdem ist Will Schaber Namensgeber eines Preises, der vom Ex-Verein des Instituts für Journalistik der Technischen Universität Dortmund für hervorragende Diplomarbeiten vergeben wird.